Ein Jahr in Österreich: Ein Abenteuer von der Kälte bis zur Wärme der Gemeinschaft.

Nach meiner Kochlehre fand ich mich in einem tiefen Loch wieder. Die langen Stunden und der stressige Alltag als Koch gaben mir kaum Zeit für ein Privatleben, und das machte mich zutiefst traurig. In dieser Zeit begann ich, vieles zu hinterfragen und suchte nach einer Alternative. Auf YouTube stieß ich auf einen Trailer, der das Leben eines jungen Mannes zeigte, der ein kleines Grundstück mit einem Wald und einer Hütte pachtete – kaltes Wasser aus einem Waldbrunnen inklusive. Das Video wurde im Sommer gedreht, aber ich entschied mich, im Winter dorthin zu gehen.

Meine erste Nacht hatte Temperaturen von minus 10 Grad, aber gut vorbereitet mit einem Schlafsack bis minus 30 Grad überstand ich sie. Die Community aus dem Trailer war verschwunden, nur der junge Mann und sein Vater hielten vor Ort die Stellung. Ich entschied mich zu bleiben und baute mir ein Zelt mit einer Strohisolationsschicht.

Ich lebte mit meinem Hund und den beiden Männern in Ruhe im Wald, während wir auf den Winter warteten. Bevor der erste Schnee fiel, verließ uns sogar der junge Initiator, und ich blieb mit dem Vater zurück. Unsere Einsamkeit sollte jedoch nicht lange dauern. Besuch aus der ganzen Welt kam, und wir bauten eine Mini-Schwitzhütte und veranstalteten Mantra-Abende am Lagerfeuer.

Kees, der Vater, lud mich einige Abende in sein Zimmer ein, und wir schauten gemeinsam gute alte Filme. Doch ich bemerkte, dass es nach jedem dieser Abende besonders kalt wurde. Also blieb ich draußen, um meinen Körper nicht an die Wärme eines Zimmers zu gewöhnen – ich war bereits ans Leben in der Kälte gewöhnt.

Kees und ich wurden die Platzhirsche, bauten um und räumten auf. Ich baute sogar das halbfertige, riesige Tippi zur gemeinschaftlichen Schlafunterkunft aus. Bevor der erste Schnee fiel, hatten wir es im neun Meter durchmessenden Tippi warm und gemütlich.

 

Ich lernte also Gemeinschaften aus der Gegend kennen, die sich als Großfamilie bezeichneten und zusammen in einem großen Haus lebten. Regelmäßig bekamen wir Besuch von ebenso verrückten jungen Menschen direkt aus dem Wald, und natürlich besuchten wir regelmäßig die Sauna, um den Dreck der Einsamkeit abzuspülen.

Wie in der Schambala-Beschreibung erlöste uns auch der Frühling von unseren kalten, doch wunderschönen Tagen. Der nächste Zauber begann – Tau, Frost, Raureif, Blumen – einfach alles begann täglich anders auszusehen. Als alter Stadtmensch erkannte ich wieder, wie schön die Einfachheit der Natur ist.

Immer mehr Menschen besuchten uns, und Kees und ich räumten alle Altlasten auf, sodass wirklich ein wunderbarer Naturort entstand. Obwohl schon ein ganzer Sommer dort als Gemeinschaft verbracht wurde, musste ich mit Erstaunen bemerken, dass keine gemeinschaftliche Infrastruktur vor Ort war. Also bauten wir eine große und gut organisierte Außenküche, eine Dusche, bei der wir altes Stroh als Komposthaufen nutzten, um unser Wasser minimal vorzuwärmen. Im Winter badete ich auch wie ein Frosch im Kochtopf in einer alten Badewanne, wo das Lagerfeuer unter ihr nur so an den Seiten hervorzüngelte. Wenn man nicht aufpasste, platzte bei Bewegung die Emaillschicht der Wanne ab, und es wurde abenteuerlich.

Es begann also gemütlich zu werden, und damit kamen auch immer mehr Menschen aus der ganzen Welt. Mein Englisch verbesserte sich von Schulnote 6 auf nahezu perfektes Gipsy-Englisch. Ich konnte über Gott und die Welt reden, was an einem Ort mit dieser Art von Menschen total wichtig war. Denn diese Hippies zeigten mir eine Welt, die ich so nicht kannte – Liebe, Neugier, Natur und Zusammenhalt.

Und so kam der Sommer.

 

Es begann die schönste Zeit im Jahr, und wir verloren uns in den liebevollen Menschen und Erlebnissen. Diese Zeit schien nie enden zu wollen, und bis heute fühlt es sich an, als wäre das mehr als nur ein Jahr im Wunderland gewesen.

Förmlich befand ich mich in einer anderen Welt mit einer anderen Zeitrechnung.

Ich lernte die Rainbow Family Gathering kennen und chillte mit unseren Besuchern.

Wir lernten voneinander, lachten und bereicherten alle Momente, die wir mit Natur und Liebe hatten.

Für mich fand ich heraus, welche Vor- und Nachteile das Leben in einer Gemeinschaft hat und was es überhaupt bedeutet, so zu leben. In den Höhepunkten waren wir bis zu 30 Leute auf dem Platz, und das bildete ein interessantes Gruppengefüge.

Als dann aber wieder der Herbst auf uns zukam, wurde es wieder privater, und ich beschloss, kurz vor Weihnachten weiterzuziehen. Ein Jahr voller verrückter Eindrücke und unbeschreiblicher Erlebnisse endete, und ich bin bis heute tief dankbar, dort gewesen zu sein.